LongCovid bei Kindern - Entstehungsgeschichte und aktueller Stand der Studienlage

Bereits sehr früh nach Ausbruch der Pandemie, im Mai 2020, zwei Monate nach Bekanntwerden der Pandemie SARS-COV-2 wurde das Phänomen LongCovid von Ärzten in Einzelfallberichten beschrieben. Befeuert durch eine massive mediale Präsenz und die Beschreibungen von Einzelschicksalen auf Twitter und in den einschlägigen Medien bekam das Phänomen LongCovid, von dem vor allem Frauen jüngeren mittleren Alters berichteten, eine sehr große Aufmerksamkeit.

Seit März 2021 drängte dann zunehmend auch die Diskussion um LongCovid bei Kindern in die Öffentlichkeit. Die Beschreibung von LongCovid bei Kindern hatte auch hier einen äußerst wirksamen politischen und medialen Echoraum gefunden und sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, noch bevor es eine konkrete belastbare Studienlage gab.

Nicht Covid, sondern LongCovid bleibt als Bedrohungsszenario bei Kindern zurück, nachdem über den gesamten Zeitraum der Pandemie gezeigt werden konnte, dass eine Infektion mit SARS Cov-2 für Kinder keine Gefahr darstellt.


Wann spricht man von LongCovid?

Eine Sars-Cov-2 Infektion läuft bei Kindern in fast der Hälfte der Fälle (46%) asymptomatisch ab (1). Sie äußert sich bei Kindern zwischen 5 und 19 Jahren vor allem durch Husten, Fieber und Schnupfen. Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt in den allermeisten Fällen bei Kindern etwa 6 Tage.

Von LongCovid wird gesprochen, wenn nach etwa 7-12 Wochen noch Symptome vorhanden sind, die in Verbindung mit der SARS-COV-2 Infektion gebracht werden können.

Aktuell entwickeln die Fachgesellschaften aller Fachdisziplinen in der Pädiatrie ein Konsenspapier, um die Diagnostik zu schärfen. Die Symptombeschreibungen, die aus der Laienpresse dem Phänomen LongCovid zugeschrieben werden sind noch sehr diffus. Die Leitlinien werden vorraussichtlich anfang Januar publiziert.

Hierbei geht es u.a. darum, die länger andauernden postviralen Symptome wie Husten und Geschmacksverlust, die bei einigen Kindern noch länger bestehen, von den psychovegetativen (Bauchschmerzen, Kopfschmerzen) und den psychologischen (Antriebsschwäche) zu trennen, um eine entsprechende Diagnostik möglich zu machen.

Für die medizinische Diagnostik Kinder und Jugendlichen ist es außerdem von Bedeutung andere Krankheitsursachen sorgfältig auszuschließen. Unter anderem müssen pandemiebedingte psychische und somatische Folgen, der zum Teil ausgeprägten Belastungen für Kinder und deren Familien sorgfältig differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden.

Wie sieht die Studienlage zu LongCovid aktuell aus?

Bis Mitte dieses Jahres 2021 gab es fast keine belastbaren Studien zu LongCovid. Das Problem war, dass Patientenbefragungen nach einem nicht festgelegten standardisierten Zeitpunkt nach Infektion mit nicht international festgelegtem Symptomkomplex und ohne entsprechende Kontrollgruppe eine Krankheit nicht seriös belegten, bzw. kategorisierbar machten.

Eine erste gute Studie mit Kontrollgruppe in Großbritannien (2)  zeigte Anfang August 2021, dass bei nur 4% der Kinder noch 4 Wochen nach der Infektion Kopfschmerzen, Müdigkeit und Geschmackverlust fortbestehen. Nach 8 Wochen noch bei etwa 1,8%.

In einer deutschen Studie (3)  an der TU Dresden wurden Symptomkomplexe definiert, die an die COPSY Studie angelehnt sind. D.h. Gedächtnis/Aufmerksamkeit, Stimmung, Schmerz und Schlaf untersucht. Die COPSY Studie ist eine Studie zu Mental Health bei Jugendlichen in Deutschland, die schon seit Jahren läuft. So kann dann auch eine Aussage dazu getroffen werden, wie es denn vor Pandemie Zeiten war.

Die aktuellste britische großanlegte Metastudie, die im November 2021 publiziert wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass

anhaltenden Symptome (über mehr als 12 Wochen) bei SARS-CoV-2-positiven Fällen und SARS-CoV-2-Kontrollen gleich häufig auftraten. Wichtig Erkenntnis war, dass eine höhere Studienqualität mit einer geringeren Prävalenz (Häufigkeit eines Symptoms zu einem bestimmten Zeitpunkt) aller Symptome verbunden war, mit Ausnahme von Geruchsverlust und kognitiven Symptomen.

Die Metastudie berücksichtigte 22 Einzelstudien mit Kontrollgruppen, mit insgesamt über 23.000 Kindern und Jugendlichen. Link zur Studie.

(1) https://www.pnas.org/content/118/34/e2109229118
(2) https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(21)00198-X/fulltext
(3) https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.11.21257037v1