Kinder freiimpfen in die Normalität?

In unmittelbarer Folge der New Engl J Med Publikation von Dr. Robert W. Frenck et al zur SARS-CoV-2 Impfung bei Jugendlichen diskutieren Prof. Johannes Hübner (Dr. von Hauner'sches Kinderspital, LMU Klinikum, München) und Prof. Arne Simon (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg) als 1. und 2. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie die Inzidenz und Klinik von COVID-19 bei Kindern, PIMS (Pädiatrische Inflammatorische Multiorgan-Syndrom) sowie die Indikation zur SARS-CoV-2 Impfung bei Kindern und Jugendlichen.

https://youtu.be/FjkJoteI6eg

Auszüge aus dem Gespräch (transkribiert) ab Minute 30:36:

Normalität für die Kinder durch die Impfung?

Prof Arne Simon: "[…] wenn Sie sich die Originalpublikationen anschauen, wird dieses Argument auch von den Autorinnen und Autoren, es ist ja eine Pfizer-Studie, ganz besonders in den Vordergrund gestellt, als Argument für die Impfung. Das ist aber ein Irrtum, der sich auf mehreren Ebenen fortsetzt. Warum? Weil es gar nicht in dieser Form erforderlich wäre, die Kinder in dieser Form von der sozialen Teilhabe an den Gemeinschaftseinrichtungen auszuschließen.

Das sind politische Entscheidungen, die getroffen wurden ganz eindeutig gegen den Sachverstand der Krankenhaushygieniker und auch der pädiatrischen Fachgesellschaften. Wir haben im letzten Jahr vier Stellungnahmen dazu verfasst und haben uns eindeutig dafür ausgesprochen, dass die Kinder Zugang zu den Gemeinschaftseinrichtungen bekommen sollten, selbst bei hoher Hintergrundmelderate.

Und wir haben gute Daten jetzt aus Frankfurt, aus Köln aus Rheinland-Pfalz, die zeigen können, dass auch bei hoher Hintergrundmelderate, also Inzidenzen von 200 aufwärts, Ausbrüche an Schulen nur sehr selten stattfinden und sehr wenige Kinder betreffen. Also das [Schulschließungen] war eine politische Entscheidung und wir versuchen uns auch dazu nochmal jetzt zu positionieren, damit wir im Herbst nicht wieder die gleiche Diskussion führen müssen. Die Kinder gehören in die Schule. […] Wir wollen, dass die Kinder wieder in die Schulen gehen und zwar in einen ganz normalen Präsenzunterricht unter der Einhaltung bestimmter Hygienemaßnahmen und deshalb ist dieses Sekundärargument, dass man dafür ja die Impfung bräuchte eben nicht zulässig."

Test oder Unterrichtsausschluss

Prof Hübener: "Bei den Kindern wird es kein großes Problem sein. Die Dinge werden so sein, wie wir sie bisher sehen, Influenza, da gibt es auch keine Impfpflicht und keine Testpflicht an Schulen. Diese ist für Kinder sicher genauso ansteckend und genauso gefährlich. Man wird wahrscheinlich mit so einem Virus auch leben müssen. Es wird keine Herdenimmunität geben. Es wird dieses Virus mit uns leben. Wir müssen Leute schützen, die gefährdet sind. Das werden wird schon hinkriegen. Die Impfungen funktionieren gut bei Älteren und bei Immunsublimierten. […]

Man darf niemanden ausschließen vom sozialen Leben und von der Schule, weil er sich nicht impfen lässt oder - auch dagegen haben wir uns gewendet -  weil er sich nicht pflichttesten lässt. Also ich finde es eine Katastrophe, dass es von den Bundesländern vorgeschrieben wird, dass das Grundrecht auf Bildung verweigert wird, wenn man sich nicht testen lässt. Das ist ein schwerer Eingriff in die Grundrechte der Kinder."

Vergleich Influenza und SARS Cov-2 bei Kindern

Prof Arne Simon: "Es gibt vergleichende Studien zwischen Influenza und Sars Cov-2 bei Kindern und da sind die Kinder mit Influenza mindestens genauso krank, wenn nicht sogar kränker gewesen, die stationär behandelt werden müssen. […] Für uns als Pädiater ist das wesentliche Neue jetzt eben, dass die Infektion bei den Kindern, der Infektionen von den Erwachsenen nachfolgen im Unterschied zur Influenza, also später kommen. Ansonsten ist es für uns ein weiteres Coronavirus, mit dem wir uns Laufe der nächsten Jahre weiter auseinandersetzen werden.[….]"

"Der Impfstoff hat unglaublich schnell die Phasen der Zulassung durchlaufen. Es gibt z.B. jetzt einen 20-valenten Impfstoff gegen invasive Pneumokokkenerkrankungen. Der ist gerade bei Erwachsenen getestet worden und ich weiß, dass es jetzt noch mindestens 1,5 Jahre dauern wird, bis der Impfstoff bei Kindern getestet ist. Invasive Pneumokokkenerkrankung oder Pneumokokken überhaupt spielen in der Pädiatrie, insbesondere bei den kleinen Kindern eine viel größere Rolle als das SARS Cov-2 Virus. Wir werden uns wieder daran gewöhnen müssen, wie lang so etwas dauert, wenn dieser Hype mit Corona dann mal vorbei ist."