John PA Ioannidis über seine Sichtweise der Corona-Pandemie.

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Transkribierte Auszüge aus dem Gespräch ab Min 24:44

"Schlüsse zu ziehen ist kein Aktivismus. Man muss das richtige Maß an Unsicherheit anbringen. Nehmen wir zum Beispiel das Thema der Lockdowns. Ich würde nie behaupten, dass meine Modelle die Wahrheit zeigen und die vom Imperial College sind falsch. Es bringt am meisten, sich beide anzuschauen und die Notizen zu vergleichen. Es geht aber nicht um Modelle, um Fallzahlen um Covid-19 per se. Wir brauchen einen ganzheitlichen Blick auf die Auswirkungen, auf die Gesundheit, die psychische Gesundheit, die Bildung, auf die Gesellschaft, andere vernachlässigte Krankheiten, Pflege, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit, Menschen die den Verstand verlieren werden, wenn wir damit noch lange weitermachen. Davon bin ich überzeugt. Wenn wir auf das Gesamtbild schauen und nicht nur auf die akademische Debatte zwischen mir und Kollegen, die andere Modelle verwenden und andere Schlüsse ziehen, dann müssen wir vorsichtig sein. Wir müssen uns alle Dimensionen unserer Gesundheit anschauen. Was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Was es bedeutet eine Gesellschaft zu haben. Was es bedeutet eine Welt zu haben, die nicht wirklich zerbricht."

"ich würde vorsichtig sein, mit Schuldzuweisungen. Das würde bedeuten, dass wir von Beginn an alles wussten und das stimmt nicht. das ist unmöglich. Ich plädiere dafür, dass wir Spannungen in der Gesellschaft vermeiden sollten, die enstehen, wenn man mit dem Finger zeigt, und versucht, künstliche Risse zu verursachen. Das schlimmste was passieren könnte, ist eine Spaltung zwischen den zwei Lagern auszulösen. Einen Bürgerkrieg oder Konflikt oder eine Revolution oder auch nur das Leute beleidigt auf ihren Nachbarn sehen. Wir haben schrechliche eineinhalb Jahre hinter uns. Die Menschen sind zutiefst erschüttert. Wir versuchen gerade erstmals wieder vorsichtig ihre Wohnugen zu verlassen. Ich habe einige Kollegen getroffen, die mir sagten, dass ich nach 15 Monaten die 1. person sind, die sie treffen. In dieser anspruchsvollen Situation, sollten wir Extrastress vermeiden. ich bin also sehr dagegen, dass Menschen Schuldzuweisungen machen oder versuchen herauszufinden, wer nun wirklich am meisten Schuld"

"Es ist ein zerstörerisches Virus. [...] Für manche Menschen kann es verheerend sein. Es geht da im eine Minderheit in der Bevölkerung. Aber für ältere Menschen. Menschen in Pflegeheimen, vulnerable Personen, kann es verheerend sein. Für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist es das aber nicht. Das sollten wir berücksichtigen. Das hat Konsequenzen für alle, nicht nur für die vulnerablen. Das wir z.B. die Schulen so lange geschlossen haben, war meiner Meinung nach ein großer Fehler. 90% der Kinder auf der ganzen Welt mussten ihre Ausbildung unterbrechen. Die Wohlhabenden hatten immer noch bessere Möglichkeiten, noch etwas Bildung zu erhalten, als die Benachteilgten. Viele Schüler und Studenten werden nicht mehr zu ihrer Ausbildung zurückkehren. Wir haben gute Studien aus den Niederlanden, die wahrscheinlich eine der besten Voraussetzungen und Infrastrukturen für Fern undterricht und Distanzlearning haben. Und doch wissen wir, dass die Kinder während der zeit der Schulschließungen nur sehr wenig gelernt haben, eigentlich fast nichts. Un die nicht wohlhabenden Kinder sind im Vergelich mit den Wohlhabenden in ihrer Entwicklung um 60% zurückgefallen. In meinem Land, den USA gibt es Kinder, die auf das Schulessen angewiesen sind. Sie müssen in die Schule gehen, um Essen zu bekommen. [...] Es ist bedauerlich, dass die USA zwar ein sehr wohlhabendes Land sind, aber gleichzeitig Teil der Bevölkerung so vernachlässigen und benachteiligen, wie in einem afrikanischen land südlich der Sahara. Es ist nicht nur so, dass wir diese Ungleichheit, die Benachteiligung, Rassismuss, Armut um und in Mitten unserer Gesellschaft erlauben. Lockdowns haben ihr Leben noch viel schwieriger gemacht. Wir machen es denen, die ohnehin schon nichts haben, schwerer. Für mich haben Sie das leben leichter gemacht. ich habe ein schönes Zuhause und kann Vorlesungen über Zoom halten. ich kann unterrichten uns alles machen was ich will. Aber die, die benachteiligt sind, die systemrelevante Arbeit verrichten, die sind da draußen. Die infizieren sich. Viel von denen sind weitaus vulnerabler als ich. Wenn Sie sich infizieren, kommen sie ins Krankenhaus. Manche von ihren sterben. Die ernorme Ungleichkeit, die unsere Gesellschaft zerrüttet, ist aufgrund der Maßnahmen schlimmer geworden."

"Die Reaktion war nicht wirklich angemessen und zielte nicht darauf ab, denen zu helfen, denen geholfen werden sollte. Sie half Menschen wie mir, die gar nicht soviel Hilfe nötig gehabt hätten. Ich konnte mich selbst schützen."